Portrait in der Taunus-Zeitung: „Kind der Friedensbewegung“

Gepostet am Donnerstag, den 17. September 2009 um 13:52 in Verschiedenes
Kuhn taunus zeitung

Strengmann-Kuhn trat als Gegner des Kosovo-Kriegs bei den Grünen aus und später wieder ein
Von Hans Schrönghammer

Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn will wieder für die Grünen in den Bundestag. Er tritt im Wahlkreis 181 an, der neben dem Main-Taunus-Kreis auch die Hochtaunus-Kommunen Kronberg, Königstein und Steinbach umfasst. Der Frankfurter ist der nächste Direktkandidat, den wir Ihnen vorstellen.

Der Mann fährt schon mal mit S-Bahn und Fahrrad von Ort zu Ort, um für seine Sache zu werben. Gemeint ist Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis 181 (Main-Taunus, sowie Königstein, Kronberg und Steinbach).

Der Frankfurter sitzt bereits seit eineinhalb Jahren im Bundestag – als Nachrücker für die mittlerweile parteilose Margareta Wolf. Und er will seinen Platz in Berlin verteidigen: Mit Platz sechs auf der Landesliste ist Strengmann-Kuhn nicht chancenlos. Die Grünen bräuchten in Hessen allerdings ein stolzes Ergebnis, so um die zwölf Prozent.

Der promovierte und habilitierte Wirtschaftswissenschaftler hat kein ungebrochenes Verhältnis zu den Grünen, denen er sich schon als Schüler anschloss. «Ich bin 1999 wegen des Kosovo-Krieges ausgetreten», sagt Strengmann-Kuhn und fährt fort. «Ich bin ein Kind der Friedensbewegung. Der Krieg war für mich unerträglich.» Zwei Jahre später trat er den Grünen aber wieder bei. Deren Linie entspräche doch überwiegend seiner eigenen Vorstellung von Politik, sagt er heute.

Der in Dinslaken geborene 45-jährige Akademiker, dessen Vater als Schichtarbeiter bei Thyssen arbeitete, besuchte in Moers das Gymnasium und engagierte sich dort schon während der Schulzeit politisch. Strengmann-Kuhn erinnert sich: Auslösender Moment sei damals eine Veranstaltung mit dem Künstler Joseph Beuys Anfang der 1980er Jahre gewesen.

Nach dem Abitur studierte Strengmann-Kuhn in Bielefeld Volkswirtschaftslehre, war an der dortigen Uni Asta-Vorsitzender und engagierte sich in der Anti-Atomkraft-Bewegung. Im Nebenfach Soziologie widmete er sich der Armutsforschung. Promotion und Habilitation folgten später in Frankfurt. Sein Thema: «Armut trotz Erwerbstätigkeit.»

Neben der Politik macht Strengmann-Kuhn schon sein ganzes Leben Musik: Er spielt Gitarre. Früher arbeitete er über vier Jahre lang mit seiner Frau Esther als Disc-Jockey. Das Paar feiert in diesem Jahr seinen 20. Hochzeitstag. In der Frankfurter Wohnung nahe der Bockenheimer Warte leben auch die beiden Kinder, Leon (16) und Marla (14). Der ungewöhnlich Name der Tochter geht auf eine den Eltern bekannte Sängerin aus der Disco-Zeit zurück.

Viel mehr Freizeit bleibt Strengmann-Kuhn nicht. In den vergangenen zwei Jahren reichte es gerade zu zwei Wochen Urlaub in Holland und zu einer Woche Tunesien mit dem Sohn. «Ich bin kein Reisefreak», sagt er über sich selbst. «Ich komme durch die Politik viel herum und bin froh, auch einmal zu Hause zu sein.»

Afghanistan-Einsatz nur mit anderer Strategie

Ambivalent ist die Haltung des Kandidaten zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. «Wir sehen das zunehmend auch skeptisch», erklärt Strengmann-Kuhn. «Aber jetzt sofort rauszugehen, wäre unverantwortlich.» Wenn sich jedoch kein Strategiewechsel hin zu zivilem Aufbau durchsetzt, sollte das Engagement der Bundeswehr beendet werden, so Strengmann-Kuhn.

So kurz vor der Bundestagswahl rücken auch angeblich geschönte Berichte um das Atomlager Gorleben in den Fokus. Strengmann-Kuhn nutzt die Gelegenheit, um seinen Kontrahenten im Wahlkreis, den ehemaligen Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU), zu attackieren. Dieser habe bisher alle Verantwortung von sich gewiesen habe. Strengmann-Kuhn: «Das ist schon ein starkes Stück.»

Dazu passt das schon früher entworfene Wahlplakat der Grünen, auf dem ein radioaktiver Behälter in den Farben schwarz und gelb zu sehen ist. Darauf prangt die Schrift «Schwarz-Gelb – Nein Danke.»

Strengmann-Kuhn hat nie einen Hehl gemacht, dass er sich nicht als Steigbügelhalter für Schwarz-Gelb in einer Jamaica-Koalition begreift. Und wieso die FDP – er bezeichnet sie als die «Verursacher der Krise» – mit ihrem Markt-Liberalismus so viel Zulauf hat, versteht der Wirtschaftswissenschaftler nicht. Er bezweifelt ohnehin, dass die nötigen Lehren aus der derzeitigen Krise gezogen würden.

© Schrönghammer / FNP

Ein Kommentar zu "Portrait in der Taunus-Zeitung: „Kind der Friedensbewegung“"

  1. am 25. September 2009 um 05:37

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