Wovon sollen Künstler_innen leben? Diskussion am 7.8. in Offenbach
Kunst ist allgegenwärtig, unsere Welt wäre arm und grau ohne die bunten Flecken, die uns Künstler_innen und Kreative durch Inspiration, Kritik und Ideenreichtum liefern.
Kunst besitzt für die Gesellschaft, Kreativität und Prosperität einen hohen Stellenwert, sie ist eigentlich unverzichtbar.
Kunst verlangt nach Freiheit, nach zweckfreiem, innovativem, schöpferischem, provokanten Arbeiten.
Dieses ist jedoch aufgrund der Lebensumstände der Künstler_innen häufig kaum möglich.
Zu sehr werden sie von ungesicherten Arbeitsverhältnissen und Existenzängsten davon abgehalten.
Kunst als keine vom Arbeitsmarkt nachgefragte Leistung, die nicht einfach konsumiert werden kann, wird oft unangemessen oder gar nicht bezahlt.
Künstler_innen gehören zu den kinderärmsten Berufsgruppen, das durchschnittliche Gehalt beträgt 14.000€ jährlich und die Rentenerwartung liegt bei 420€ – bei wem würden so keine Zukunftsängste entstehen?
Die Erwerbsbiographie der meisten Künstler_innen besteht meist aus einer Aneinanderreihung von Kurzzeitbeschäftigungen mit vielen Unterbrechungen – und oftmals sind sie, trotz Einzahlung in die Arbeitslosenversicherung auf staatliche Hilfeleistungen wie Hartz IV angewiesen.
Viele Künstler_innen müssen sich aus ihrem Schaffensprozess, ihrer kompletten Vereinnahmung, lösen, um mit kunstnahen oder kunstfernen Dienstleistungen und sonstigen Tätigkeiten ihren Unterhalt zu verdienen. Diese stets vorhandene Grauzone zwischen angewandter Gestaltung und freier Kunst lässt nicht wenige unbefriedigt zurück. Andere gehen einfachen Tätigkeit in Museen oder Galerien nach oder kellnern sogar, um ihr tägliches Brot zu verdienen.
Schließlich wird niemand satt von einem Like auf Facebook, einem anerkennenden Lächeln oder einem Applaus.
Heute ist es eine Herausforderung, die Vielfalt auch im Sub- und Offkulturbereich zu erhalten sowie ein Leben außerhalb des Existenzminimums zu ermöglichen.
Aufgrund der hohen Selbständigkeitsrate besitzen Künstler_innen nur eine schwache Lobby und sind als Einzelunternehmer_innen zumeist nicht gemeinschaftlich organisiert; es herrschen außerordentliche Einkommenssunterschiede innerhalb der Branche. Diese Situation ist nicht neu, schon in vergangenen Zeiten konnte nur ein kleiner Teil, gefördert durch Mäzene, gut leben und kreativ wirken.
Wir kann die Einkommensarmut unter Künstler_innen vermieden und die Freiheit des künstlerischen Schaffens gewährleistet werden?
Was wäre, wenn der Staat quasi die Förderung früherer Mäzene übernähme?
Eine pauschale Unterstützung für künstlerische, nicht-marktgerechte Tätigkeiten, ohne diese Arbeit zu bewerten oder nach Leistung zu fördern?
Könnte so nicht erreicht werden, dass unsere Welt bunt und voller Inspiration, voller Vielfalt und voller schöpferischer Kreativität bleibt?
Wäre ein Künstler_innen-Grundeinkommen die passende Antwort auf diese soziale Frage?
Diese und weitere Fragen werden am 7.8. bei der Veranstaltung „Wovon sollen Künstler_innen leben?“ mit Agnes Krumwiede, MdB und kulturpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, und Wolfgang Strengmann-Kuhn, MdB und Direktkandidat in Offenbach, sowie Oliver Kremershof vom Urban_Media_Project im ehemaligen IHK Haus ab 19:00 diskutiert.