Zu Besuch bei der GFFB

Gepostet am Freitag, den 22. August 2014 um 13:22 in Verschiedenes
GFFB-Schild

Am 20. August 2014 besuchte ich die GFFB gGmbH (das Kürzel leitet sich ab aus dem Gründungsnamen Gemeinnützigen Frankfurter Frauen-Beschäftigungsgesellschaft). Die GFFB unterstützt Menschen bei ihrer individuellen Karriere und Berufsplanung, wobei die Menschen dabei immer auch in ihrem gesellschaftlichen und persönlichen Kontext gesehen werden. Die GFFB wirkt dabei bei der Entwicklung einer sozialen Stadtgesellschaft bei, indem von Marginalisierung und Ausgrenzung betroffene Personengruppen und ihre bestmögliche Partizipation in ihrem Fokus stehen.

Mit der geschäftsführenden Gesellschafterin Barbara Wagner sowie Laura Velis und Ute Schuler aus dem Zentrum für Weiterbildung diskutierte ich dabei aktuelle Themen in den Arbeitsfeldern der GFFB. Der Schwerpunkt lag dabei auf gesellschaftlichen Herausforderungen, systemimmanenten Hürden und der aktuellen Arbeitsmarktpolitik.

Im Gespräch wurde deutlich, dass für viele anstehende Aufgaben adäquate Lösungen erst noch entwickelt werden müssen. So steht unsere Gesellschaft mit Blick auf den demographischen Wandel vor einer Mammutaufgabe: Beispielsweise werden mehr alte Menschen auch mehr Pflege benötigen. Hierfür werden jedoch auch Menschen gebraucht, die diese Aufgabe erfüllen können und eine solide und nachhaltige Finanzierungsbasis ist unabdingbar – in beiden Aufgabenfeldern bleibt viel zu tun.

Es stellte sich schnell heraus, dass die GFFB oftmals auch mit systemimmanenten Schwierigkeiten umzugehen hat und dass so Ideen und Ansätze für gesellschaftliche Herausforderungen schon vor einer potentiellen Umsetzung Gefahr laufen, in der Versenkung zu verschwinden. Im Bereich der Arbeitsförderung etwa folgen viele Schwierigkeiten der GFFB aus dem zur Verfügung stehenden Instrumentarium, das häufig nicht geeignet ist, individuelle Problemlagen zu bearbeiten. Erschwerend kommt hier hinzu, dass die Ansprechpartner auf Verwaltungsseite häufig selbst überfordert sind oder aus Angst, eigene Kompetenzen zu überschreiten häufig lieber untätig bleiben. Aus dieser Melange folgt leider oft, dass gute Projekte nicht umgesetzt werden können.

Insgesamt führe eine Vielzahl häufig nicht praxistauglicher Detailregelungen in Kombination mit einer wenig am Menschen orientierten Verwaltungspraxis zu unzähligen Ungereimtheiten bei der Planung und Konzeption von Projekten. „Die Latte zur Umsetzung liegt da oft sehr hoch“, so Barbara Wagner. Meist, so berichtet Laura Velis, bräuchte es zwei Jahre Vorlaufzeit, bis ein Projekt zustande käme. Bis dahin seien viele gute Ideen schon wieder begraben worden. Hier bräuchte man einen sehr langen Atem und viel Hartnäckigkeit. So sei es beispielsweise oft ein riesiges Problem, Maßnahmen durch freie Förderung zu finanzieren, da der Standpunkt der Jobcenter hier meist sei, dass nur „innovative Projekte“ förderfähig seien. Innovativ würde dabei mit deutschlandweit einmalig gleichgesetzt, was es oft unmöglich mache, sinnvolle Projektideen vor Ort zu verwirklichen.

Auch grundsätzliche Zielsetzungen und Fragestellungen wurden eingehend diskutiert und reflektiert. So stand angesichts der aktuellen Realitäten in der Arbeitsmarktpolitik auch die provokante Frage im Raum, was denn zukünftig mit Blick auf Langzeitarbeitslose überhaupt gewollte sei. Will man sie überhaupt noch in Arbeit bringen und Teilhabe ermöglichen oder sollen Langzeitarbeitslose nur noch verwaltet werden? Generell fehle es in diesem Bereich an klaren Zielen, im Großen wie im Kleinen. Weiterhin wurde gefragt, ob es tatsächlich zielführend sei, die Rechtskreise administrativ voneinander zu trennen. Hier sei zu fragen, ob es nicht sinnvoll sei, die Aufgaben in einer Hand zu vereinigen, am besten auf lokaler Ebene. Ein Schritt in diese Richtung könne es sein, die bestehenden Instrumentarien zusammenzuführen.
Neben diesen strukturellen Problemlagen war man sich jedoch einig darüber, dass jeder Mensch, der die Unterstützung der GFFB in Anspruch nimmt, eine individuelle Geschichte und einen individuellen Hintergrund mit sich bringe und dass deshalb auch die Möglichkeiten gegeben sein müssen, mit individuellen Lösungen auf ihn zuzugehen.

Abschließend wurde der Planungsstand und die Vorbereitung der Fachveranstaltung „Ein Drahtseilakt: Lebensqualität im Spannungsfeld von demografischer Entwicklung und der Entgrenzung von Arbeit und Privatleben“ besprochen, die am 17.11.2014 im Casino-Gebäude der Goethe-Universität Frankfurt stattfinden wird.

Sende einen Kommentar